Büroräume List Bau GmbH, Nordhorn

Im Herbst 2008 wurde in bester innenstädtischer Lage in Nordhorn ein von der List & Wilbers GmbH initiiertes und von der List Bau GmbH projektiertes Büro- und Geschäftshaus fertig gestellt. Hier fanden auch die Büroräume der List Bau GmbH ihr neues Domizil.

 

Erläuterungen

 

Das Bürogebäude schließt die Nordwestecke einer Blockbebauung unmittelbar am Eingang der Innenstadt von Nordhorn. An der Westseite bietet es Ausblick auf eine belebte Ladenstraße, auf der Nordseite auf den Fluss Vechte. An der Ostseite grenzt das Gebäude an einen Innenhof. An allen drei Fassaden fällt viel Licht durch die großflächigen, raumhohen Fensterelemente. Das Gebäude hat eine relativ weite Bautiefe von 16 bis 18 Metern und bildet als Grundrisskontur ein Polygon, das sich Richtung Süden leicht verjüngt. Zum Hof hin konnte die Fassade zu einem Zylindersegment gewandelt werden, so dass an der Ostseite eine konvexe Fassade den Innenraum begrenzt. Die Büroräume sollten im 2. und 3. Obergeschoss entstehen.

Diese architektonische Vorgabe ließ relativ schnell das grundlegende Konzept des innenarchitektonischen Entwurfs entstehen: Alle Büros liegen an den drei Außenfassaden. Sie bilden ein umlaufendes Band, das auf der Innenseite durch eine gläserne, zweite Fassade begrenzt wird. Die Erscheinung des Bürobandes ist von großer Leichtigkeit. Um dem Ephemeren dieses Bandes Halt zu geben, war ein weiteres, ergänzendes Element notwendig. Im Inneren der Geschosse hat jeweils ein Raumkörper seinen Platz gefunden, der in seiner Form den Glaswänden mit einem bestimmten Abstand folgt. Wegen der organischen Form haben diese Körper schnell den Spitznamen „Amöben“ bekommen. Sie zentrieren den gesamten Raum und bilden räumlich das Rückgrat der Geschosse. Das Gegensatzpaar dieser beiden Elemente – des gläsernen Bandes und der statischen Amöbe – ist der Kern des Entwurfs.

Alle weiteren Detaillierungen folgen diesem Grundgedanken. Auch die Trennungen zwischen den Büros heben sich durch gläserne Seiten und Oberlicht von den angrenzenden Elementen ab, um die Leichtigkeit zu unterstreichen. Um das Lineare des Bürobandes zu unterstützen, wurde die Flurbeleuchtung als Deckenlichtlinie gestaltet, die den gläsernen Innenfassaden folgt. Dem stehen als Beleuchtungskörper im inneren Raum ausschließlich runde Leuchtkörper in unterschiedlicher Ausprägung gegenüber. Das Lineare ist also dem Leichten und Flüchtigen, und das Runde ist dem Festen und Beständigen zugeordnet.

Funktionale und ganz handfeste Gründe waren für den Entwurf ebenso maßgebend: Nur durch eine gläserne Innenfassade konnte ausreichend Tageslicht in das Innere des Mittelbereichs gelangen. Zwischen den Büros wurden Trennwände mit Schallschutzpaneelen, Sideboards und Pinnwänden konzipiert. Innerhalb der Büros sollte neben der gewünschten Offenheit auch konzentriertes und ungestörtes Arbeiten möglich sein. Die Einzelbüros sind überdurchschnittlich groß und ermöglichen die Projektarbeit mit großen Zeichnungen und das ungestörte Zweiergespräch. Der verbleibende Raum zwischen den Amöben und der inneren Glasfassade ist nicht nur Erschließungsfläche, sondern bietet auch besondere Aufenthaltsqualität und gibt der zwangslosen Begegnung zwischen den Mitarbeitern Raum. Innerhalb der Amöben finden fast alle Sekundärfunktionen wie z.B. Treppe, Empfangstresen und Teeküche ihren Platz. Auch ein ganz außergewöhnlicher Ort ist hier entstanden – die kleine Espressobar: Goldtapete und Nussbaumverkleidung an geschwungener Decke und Wand machen diese kleine Konche zu einer Rückzugsmöglichkeit besonderer Qualität.

Die Gestaltung der Espressobar bildet in ihrer Verspieltheit einen Kontrapunkt zu der sonst sehr klaren und zurückhaltenden Anmutung der Räume. Auf Farbe als Gestaltungsmittel wurde weitestgehend verzichtet. Weiß- und Anthrazit-Töne werden ergänzt durch dunkelbraunes Holz und beigefarbenes Textil. Die Wertigkeit der Materialien: Glas, gewebter Teppichbelag, Naturholzflächen aus Nussbaum, glatt geputzte Wände und Natursteinbeläge lassen die Räume elegant und sachlich erscheinen und werden auch noch mit der Patina des Gebrauchs ihre Qualität erkennen lassen.

Die neuen Büroräume der List Bau GmbH wurden von der Architektenkammer Niedersachsen für den Tag der Architektur ausgewählt und wurden am 28. Juni 2009 im Rahmen dieser Veranstaltung der Öffentlichkeit präsentiert.

 

Fotografien: André W. Sobott